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Freiheit, Baby!

Es wird aber noch absurder: Gzuz, frisch aus dem Knast, rekrutiert Bausa für einen Disco-Beat. Als einer der wenigen Leute, die der festen Meinung sind, dass Pop-Gzuz manchmal wirklich gut sein kann, war ich so kurz davor, mir einzureden, dass das gut sei. Aber ... nein:

Es gibt Positives: Wenn Gzuz in diese Hook schreit, dann kauft man ihm das ab. Die erste Line der Hook mit dem "Riechst du das, das ist Freiheit, Baby", die kommt von Herzen. Es ist grundsätzlich auch kein schlechtes Trackkonzept, darüber zu schreiben, was man alles nach einer so immensen Tiefphase wie dem Knast machen will. Da steckt ein gewisser Drang drin, der mir gefällt. Außerdem: Der Beat ist recht generisch, aber kommt schon irgendwie geil.

Also: Was machen die beiden mit so viel Glamour? Gzuz tut sich in Sachen Flow leider schwer. Man merkt, er will aggro gehen und ausflippen, er ist technisch ja auch eigentlich ein recht guter Schreiber, aber hier spielt er einfach überhaupt nicht auf seinem Tempo. Man hat das Gefühl, er prescht vor und wartet dann, bis der Beat zu ihm aufgeschlossen hat. Es ist nicht per se offbeat, aber ein bisschen frustrierend zu hören. Außerdem finde ich die Idee, dass Gzuz aus dem Knast zu einer Kneipe kommt und wörtlich fragt, was der "Zeitgeist" sei, unglaublich lustig. Der Zeitgeist sind TikToks und Depressionen, Gazi, du kommst gerade richtig.

Bausa übrigens mit einem wirklichen Horrorpart. Er rappt solide, aber hat sich zum Ziel gesetzt, so maximal unsympathisch rüberzukommen, wie es nur menschenmöglich ist, und ich gratuliere ihm recht herzlich: Das gelingt ihm mit Goldstern. Er schlägt sich, fährt besoffen Auto, flasht Leute mit seinem Penis und hört dabei nur Musik von sich selbst. Ich check' schon, dass das irgendwie Selbstironie darstellen möchte. Aber der Track an sich war doch null ironisch? Digga, das einzig Gute an diesem Track ist, dass Gzuz wirklich sehr überzeugt davon scheint, dass das die Nacht der Nächte sein muss. Kannst du bitte woanders den Typen mimen (oder der Typ sein), der einem mit aller Kraft eine Party ruinieren will?

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1 Kommentar

  • Vor einem Monat

    Der Track war null ironisch? Der Track ist die Definition von ironisch. Klar nimmt er sich als Song schon ernst aber die Lines und Ästhetik dahinter sind full ironisch. Dazu fittet Bausa um Welten besser auf den Beat. Textlich sind beide ähnlich symphatisch/unsympathisch ka. Nichts was ich im Ansatz hören würde aber solide Leistung von beiden und ich mag den beat.