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To catch a predator

Nichts desto trotz halte ich diese Art der Freizeitbeschäftigung für eine deutlich sinnigere, als das, was manche Rapstars in Übersee gerade so nebenberuflich tun. Der Streamer Vitaly, der YouTube-Veteranen eventuell noch für seine ekelhaften "In The Hood"-Prank-Videos in Erinnerung geblieben ist, versucht mittlerweile auf die Predator-Hunting-Schiene aufspringen und holt sich dafür regelmäßige prominente Unterstützung aus der Welt des Hip Hop. Denn wie wir bekanntlich wissen, gibt es nichts, das die Szene neuerdings mehr verabscheut als creepy Dudes, die sich mit viel zu jungen Mädchen treffen wollen. Vor fünf Jahren hat das zwar auch noch niemand von 'nem Drake-Feature abgehalten, aber ich schweife ab.

Gerade in Amerika ist die Kommerzialisierung dieser Pedo-Jagd, wo man Triebtäter mittels Fake-Profile in eine Falle lockt, schon seit Langem ein lukrativer Markt. Chris Hansen hostete lange Zeit mit "To Catch A Predator" eine erfolgreiche TV-Show mit genau diesem Konzept, und seit deren Ende prügeln sich nun irgendwelche dahergelaufenen Fortnite-Streamer darum, diese Lücke zu füllen. Erwartungsgemäß geht es dabei aber weniger um den Schutz der Kinder und mehr um das Spektakel darum herum und das Bloßstellen der Täter.

Vitalys "Predator Hunting" macht da auch keine Ausnahme, selbst wenn prominente Rapper wie Ty Dolla $ign, Lil Pump oder Tee Grizzley mit ihm im Van sitzen. Was mich an dieser Art von Content so dermaßen anwidert, ist nicht einmal zwingend das Konzept an sich, sondern die dabei zu Tage gelegte Menschenfeindlichkeit. Die zieht sich durch diese Art von Videos wie Vegas Studio Presets durch alte Youtube-Intros, aber selten sah ich so ungehemmte Auswüchse davon wie in diesem Fall.

Anstelle sich ernsthaft darum zu bemühen, dass solche Triebtäter verhaftet oder überhaupt rechtlich zur Rechenschaft gezogen werden, geht es diesen zwei Bazillen nur darum, sie im größtmöglichen Rahmen zu demütigen. Da wird dann mit dem Messer bedroht, Haare abrasiert, ihnen Farbe ins Gesicht gesprüht oder sie mit Gasgranaten beworfen, um den animalischen Erniedrigungs-Fetish der Zuschauerschaft zu befriedigen. Die scheint es allerdings ebenso wenig wie Vitaly oder Dolla $ign zu kümmern, dass die mutmaßlichen Täter darüber hinaus keine weiteren Konsequenzen zu befürchten haben. Wobei es auch gerade in Anbetracht der Historie des Youtubers wenig verwunderlich wäre, wenn die gefangenen Pedos am Ende nur gut bezahlte Schauspieler sind. So oder so möchte ich hinsichtlich solcher Promo-Stunts mehr kotzen als ich fressen kann.

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