laut.de-Kritik

Punks not dead in Argentinia.

Review von

Wenn sie nicht gestorben sind, so hüpfen sie noch heute. Wen der Algorithmus im allabendlichen Youtube-Wahn schon mal zum AC/DC-Auftritt 2009 in Buenos Aires spülte, der buchte in Gedanken bereits tausend Mal einen Flug nach Argentinien. Mehr Commitment, mehr ungezügelte Freude, mehr positive Energie, mehr Fantum findest du höchstens, wenn Blind Guardian in Wacken den Bard's Song singen lassen, Taylor Swift umsonst ein Wohnzimmerkonzert gibt oder Limp Bizkit Stuff breaken. Viele Bands rund um den Globus - von Helloween bis Nightwish - verloren ihr Herz an die südamerikanischen Fans - so auch Die Toten Hosen.

1992 spielten Campino und Co in Buenos Aires zum ersten Mal live in Argentinien, 30 Jahre später ehren sie die Liebesbeziehung mit dem Livealbum "Fiesta y Ruido: Die Toten Hosen live in Argentinien". Die Hosen zeigen sich hier nicht im bekannten väterlichen Stadionrock-Look der letzten Jahrzehnte, sondern als hungrige Punkrocker, die ihre Instrumente mittlerweile perfekt beherrschen. Erfahren und professionell wie sie mittlerweile sind, picken sie aus ihrem Repertoire neben ein paar Klassikern wie "Hier Kommt Alex", "Wünsch Dir Was" oder "Bonnie & Clyde" vor allem nach vorne preschende Tracks mit vielen Gangshouts und universellen Messages.

Nach der kurzen Ansage auf Spanisch schießen sie "Alle Sagen Das" aus den Boxen. Der Song war im Jahre 2022 gerade auf "Alles aus Liebe: 40 Jahre Die Toten Hosen" erschienen - und die argentinischen Fans singen jede Zeile auf Deutsch mit, während Campino kreischt und krakeelt wie zu Opel Gang-Zeiten. "Was alle sagen, das ist mir scheißegal". Das zentrale Punk-Motto "Do Anything You Wanna Do" altert einfach nicht und steht den Toten Hosen besonders in einer mittelgroßen Halle Buenos Aires sehr gut. Dort, wo solidarische IndividualistInnen entweder unter linker Vetternwirtschaft, Militärherrschaft oder libertärem Nationalismus für Privilegierte leiden, sprüht der Punk noch Funken - Molotow Cocktails - , und in Europa reicht es höchstens noch zu einem Feuer für die veganen Grillwürstchen.

Weiter geht die Sause mit dem "Auswärtsspiel", der Hymne für Ultras und Hools. Der "Olé, olé und ola"-Refrain macht es den Fans dieses Mal einfach, doch wo sonst als in Bueno Aires treffen die Zeilen vom Punkt wie Messi. Gastprofessor Campino nimmt man den Hool zwar nicht ab, aber die Skepsis verfliegt im Gesang der viele Kehlen und der extrem dreckig-druckvollen Arbeit der Gitarristen Breiti und Drummer Ritchie. Auch beim "Wir alten Säcke bleiben stabil"-Song "Altes Fieber" vom "Ballast der Republik"-Album sitzt jeder Shout.

Neben den Hosen-Hits bauen die Düsseldorfer geschickt und verbrüdernd Coverversionen von heimischen Punkhelden wie Los Violadores, Dos Minuotes oder Pilsen ein - inklusive Cameo-Auftritten. Pilsen, mit deren Sänger Pil die Band eine lange Freundschaft verbindet, schrieb "Más allá del bien y del mal". Dort beschäftigt er sich metaphorisch mit der Brutalität der argentinischen Militärdiktatur, unter der Los Violadores in ihren Anfangstagen immer wieder zu leiden hatten. Bei "Ya No Sos Igual", einem argentinischen Punkrock-Klassiker von Dos Minutos, tritt deren Frontmann Mosca gemeinsam mit den Toten Hosen in Buenos Aires auf. Mosca zeichnet in "Ya No Sos Igual" ein detailliertes Bild der eher zwielichtigen Ecken von Buenos Aires. Den Text kennen alle in der Halle, dementsprechend explodiert diese auch.

Der Reality Check, oder besser die Rückkehr zu den eigenen Wurzeln, steht den Hosen gut. Sie spiegeln die Energie mit Druck, Demut und Spielfreude und zeigen auch 2024: Hoch die internationale Solidarität, don't cry, Punks not dead in Argentinia - und selbst Tote werden wieder zum Leben erweckt. Frag AC/DC.

Trackliste

  1. 1. Alle Sagen Das
  2. 2. Auswärtsspiel
  3. 3. Altes Fieber
  4. 4. Bonnie & Clyde
  5. 5. Más Allá Del Bien Y Del Mal
  6. 6. Reisefieber
  7. 7. Cokane In My Brain
  8. 8. Du Lebst Nur Einmal
  9. 9. Schön sein
  10. 10. Pushed Again
  11. 11. Iván Fue Un Comunista
  12. 12. Uno, Dos Ultraviolento
  13. 13. Wünsch Dir Was
  14. 14. Hier Kommt Alex
  15. 15. Strom
  16. 16. First Time
  17. 17. Ya No Sos Igual
  18. 18. Freunde
  19. 19. Viva la revolution
  20. 20. Represión

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6 Kommentare mit 29 Antworten

  • Vor 2 Tagen

    "Punk" und dth in einem satz :D

    • Vor einem Tag

      Ja, warum auch nicht?

    • Vor einem Tag

      Weil Campino mit seinem IPhone Selfies aus der Loge des Rheinstadions bei Facebook hochlädt

    • Vor einem Tag

      Und jetzt? Wäre es authentischer, wenn ein 62-jähriger Schallplattenmillionär, der seit über 40 Jahren im Geschäft ist, Selfies hochlädt, wie er am Bahnhof aus der 2 Liter Lambrusco Flasche säuft?

    • Vor einem Tag

      Wer Schallplattenmillionär ist und Selfies aus der Loge teilt, ist halt einfach kein Punk.

    • Vor einem Tag

      dth werden ja, gerüchten zufolge, massiv von der rotgrünen regierung subventioniert. dieses "erschnorren" von geldern weist sie dann letztendlich doch noch als eine art von punks aus

    • Vor einem Tag

      Hosen hin, Hosen her. Aber das Gerücht, diese Band würde von der Regierung subventioniert werden...hä?

    • Vor einem Tag

      hey nutzer66091, bei dir im oberstübchen ist offensichtlich einiges durcheinander geraten wenn du dir sowas ausdenkst

    • Vor 7 Stunden

      es ist doch fakt das dth wie auch zB die ärzte oder diese fischfilets seit langem staatskapellen sind die auf zuruf die agenda der linksparteien wiederkäuen.

      warum wird denn ein campino dauernd bei lanz eingeladen um propaganda zu machen? gerade bei corona hat man das gesehen da wurden nämlich andere künstler die staatsfunkkritisch unterwegs sind wie etwa xavier naidoo oder wendler einfach ausgeladen und verächtlich gemacht. aber ja klar freie presse.

      wie auch dieses wochenende wieder. eine demokratische partei will sich in frieden versammeln und was geschieht nun? linke extrimisten wollen demokratie verhindern und schlagen auch noch auf polizeibeamte ein. ekelhaft

    • Vor 7 Stunden

      "es ist doch fakt"

      aah, die gute alte vollidiotenrhetorik...

    • Vor 7 Stunden

      "warum wird denn ein campino dauernd bei lanz eingeladen um propaganda zu machen?"
      Warum werden denn Wagenknecht, Chrupalla, Weidel, von Storch, Liefers, Zeh und Konsorten dauernd bei Lanz, Illner und so weiter eingeladen?

      Deine Argumentation zeigt Deine ganze Dummheit.

    • Vor 6 Stunden

      die frauen weidel und wagenknecht und herr chrupalla sind gewählte politiker des deutschen volkes die zum glück nicht ganz mundtod gemacht werden konnten.
      und es sind keine gesponsorten staatsbarden die dafür bezahlt werden für ein linkes genderbullerbü zu werben das unsere kultur und unseren wohlstand bedroht. wacht doch endlich mal auf

    • Vor 6 Stunden

      "wacht doch endlich mal auf"

      gegenvorschlag: halt dein dummes maul und lösch dich.

    • Vor 6 Stunden

      ja wenn es um deutschland geht kommen sie hervorgekrochen die vermeintlich ach so schlauen und meinen sie müssen ihre witze und ihr unwissen verteilen. es ist traurig

      deutschland. deutschland was sagt uns das? warum heisst es wohl so? weil hier die deutschen leben und geboren wurden. es gibt noch andere länder und ein chinese kann in china leben und ein syrer in syrien unter seinesgleichen, aber warum sollte er in deutschland leben müssen wo wir unter unseresgleichen leben wollen. aber diese fragen stellt ihr euch nicht? es ist traurig und ein verlust von kultur wie ihr euch hier gebt

    • Vor 5 Stunden

      Es ist jetzt möglich, ChatGPT zu beauftragen, rechte Troll-Accounts zu erstellen und diese dann Beiträge posten zu lassen? Wahnsinn, dieser technische Wandel...

    • Vor 4 Stunden

      @berti87
      Aha, also nur noch Politiker sollen das Recht haben, sich öffentlich zu äußern. Interessante Grundhaltung.
      Du hast aber scheinbar nicht kapiert, was die Behauptung von Nutzer-66194 war. Da ging es nicht einfach darum, dass Campino eingeladen wird, da wurde unterstellt, er würde von der Regierung subventioniert.
      Komisch, dass diese Regierung dann über, so wird es ja behauptet, linken Staatsmedien, Gestalten wie Wagenknecht, Chrupalla, Liefers und sonstigen weit mehr Zeit gibt, als einem Campino, der da alle heilige Zeit mal eingeladen ist.

      Schon geil wie ihr Dummbratzen euch argumentativ immer selbst ins Knie schießt.

    • Vor 4 Stunden

      Ach und seit wand sind Hohlbirnen wie Liefers und Zeh eigentlich gewählte Politiker, Du Schlauheini?

    • Vor 4 Stunden

      "...in deutschland leben müssen wo wir unter unseresgleichen leben wollen."

      @Berti87
      Ich hab' mit dir nichts gemeinsam und möchte nicht mit dir zusammenleben. Ich toleriere dich jedoch in meinem Land, aber bitte sprich nicht von uns Deutschen. Du weißt, Pluralismus...

    • Vor 3 Stunden

      eine unterstellung das campino und konsorten von unseren steuergeldern finanziert werden? glaubt ihr im ernst, dass beispielsweise die unruhestifter aus jamel den auftritt von dth aus eigener tasche finanziert haben?

    • Vor 3 Stunden

      bs...
      es ist doch schon immer so das ein volk es erstrebenswert findet gemeinschaftlich in seinen land leben und wirken zu dürfen wie es nunmal seine art ist. daran muss sich auch jeder vom volk beteiligen. was spricht also dagegen wenn die anderen das in ihren jeweiligen ländern machen und uns dabei nicht behelligen. wir deutschen wissen ja wohl noch am besten was gut für deutschland ist, da braucht es keine 159 weiteren nationalitäten die sich da einmischen. die haben ja jeweils ihre länder und da kann auch erstmal jeder sein süppchen kochen wie er gerade lustig ist. aber dort, nicht hier. nicht schwer zu verstehen eigentlich

    • Vor 3 Stunden

      "es ist doch schon immer so"

      da schau her, die vollidiotenrhetorik schlägt ein weiteres mal zu.

    • Vor 47 Minuten

      Dieser Kommentar wurde vor 47 Minuten durch den Autor entfernt.

    • Vor 47 Minuten

      Ja. Schwächster Faketroll seit langem.

    • Vor 39 Minuten

      Ist mit "Leben unter unseresgleichen" gemeint, dass man mit 15 seine Cousine schwängert? Das würde hier so einiges erklären.

  • Vor 2 Tagen

    Ich war schon erstaunt, als in einem random Pub in Buenos Aires das Hosen-Logo an einer Wand prangte. Aber die sind dort tatsächlich eine recht große Nummer.

  • Vor einem Tag

    ich habe die unbestimmte vermutung, dass ultras und "hools" eher nicht die toten hosen hören würden, trotz deren gewisser fussballafinität

  • Vor 58 Minuten

    Richtig hadder Punk, yo.
    "Aaan Tagen wie diiieesöööm!" ey schunkel, ey Feuerzeug schwenk

  • Vor 47 Minuten

    musik als testikel für landesverrat. zum kotzen