laut.de-Kritik

Eine Lehrstunde im Spagat zwischen Pop und abstrakter Elektronik.

Review von

Diese Kollaboration verspricht einiges. Wenn Deutschlands Vorzeige-Djane und Labelbesitzerin Ellen Allien mit Deutschlands Vorzeige-Elektroquerdenker und (Co)-Labelbesitzer Sascha Ring (aka Apparat) zusammen unter einer Decke stecken, klingelt die Alarmglocke: Klassiker? Ausgetüftelt für die Ewigkeit? Oder überkandidelter Reinfall?

Letzteres ist schon nach den ersten Takten des dumpf kickenden Openers "Turbo Dreams" auszuschließen. Die beiden sind viel zu ausgefuchste Profis, als dass sie nicht wüssten, wie man ihre gemeinsamen (und gerne mal etwas unterschiedlicheren) Vorlieben auf einen Nenner bringt. Apparats abstrakt verspielter Sound mag es zwar eigentlich lieber etwas ruhiger. Doch ganz der Gentleman drückt er auf dem ersten Song sowie dem Rest der Platte gerne mal ein Auge für die Dame zu und reiht seine schrägen Sounds glanzvoll in Ellen Alliens bekannt bassige Beats mit ein.

Diese Fusion ist eine ganz wunderbar spacige, fünfzigminütige Reise durch das aktuelle Zeitgeschehen der Berliner Elektronik. Sie lässt die Flächen angenehm klickern und findet selbst auf hochsphärischen Gebieten immer den richtigen Rums. Ellen Allien und Apparat verstehen es perfekt, dem Verworrenen genau so viel geradlinige Beats mit auf den Weg zu geben, dass "Orchestra Of Bubbles" zwar immer ein Album ist, das meist wenig vom Hörer will und ihn perfekt einlullt, aber trotzdem den nötigen Groove hat, um den Kopf und die Hüften angenehm shaken zu lassen.

Immer auf der Schnittmenge zwischen abstrakten, anstrengenden Klicks und verträglichen Flächen zeigt diese Platte, wie elektronische Musik heute zu klingen vermag. Die dafür so wichtige poppige Note mitsamt gelegentlichen Gesangseinlagen - Frau Allien in "Way Out" oder im flüsternden "Bubbles" und Herr Ring in "Leave Me Alone" – wird ebenso wenig vergessen wie das Liefern von unverschämt groovigen Hits wie das stampfende "Jet" oder das verzwirbelte Geklimper bei "Do Not Break".

Ein Klassiker ist "Orchestra Of Bubbles" nicht geworden. Dafür tritt die Platte doch zu sehr die bekannten Bpitch-Control bzw. Shitkatapult-Wege aus. Großen Spaß macht sie trotzdem. Vielleicht gerade, weil sie nicht auf Teufel komm raus alles will, sich lieber mit herzlichen, warmen und verträumten Songs begnügt. Trotz zwei ideenlosen Ausfällen ("Retina" und "Edison") ist diese heiß erwartete Zusammenarbeit so zu einer wahren Lehrstunde im Spagat zwischen Pop und abstrakter Elektronik geworden.

Trackliste

  1. 1. Turbo Dreams
  2. 2. Way Out
  3. 3. Retina
  4. 4. Rotary
  5. 5. Jet
  6. 6. Sleepless
  7. 7. Metric
  8. 8. Floating Points
  9. 9. Under
  10. 10. Do Not Break
  11. 11. Leave Me Alone

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