Moonspell scheinen tatsächlich einen zweiten Frühling zu erleben. Nicht nur, dass sie Ende letzen Jahres unter dem Titel "Under Satanae" einige ihrer ersten Songs neu eingespielt haben. Nun legen sie mit "Night Eternal" auch schon ihr neues Album vor und klingen darauf so stark und selbstbewusst, …

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  • Vor 16 Jahren

    Groß war die Ungewissheit darüber, in welche Richtung sich die Portugiesen entwickeln würden. Der Plan, erneut gemeinsam mit Waldemar Sorychta als Produzent in Aarhus zu arbeiten, war hierbei natürlich ein Zeichen in Richtung kompromissloser Härte.
    Um es vorwegzunehmen: Man wird nicht enttäuscht.
    Bereits mit dem Opener „At tragic Heights“ wird deutlich, wohin die Reise geht. Wehmütig lockt anfangs die Stimme einer orientalischen Sirene am Horizont, während Fernando Ribeiros flüsternder Erzählton bereits das Endritual allen Seins herbeizitiert und sich im Refrain eruptiv in einem schwarmetallischen Gewitter entlädt.
    Im zweiten Track „Night Eternal“ wird einem das volle Blackmetal-Stakkato um die Ohren gehauen, jedoch gewürzt mit anfangs und zwischendurch ergänzenden klassischen warmen 80ies Gitarren der Marke „Fields of the Nephilim“.
    Eben diesen Gitarrensound vernimmt man auch auf „Shadow Sun“, ergänzt durch Voodoodrums und gehauchter Strophe (was mich irgendwie an Faith No Mores „Midlife Crisis“ erinnert“). Man wird förmlich eingesogen, bis die Dynamik erneut im Refrain explodiert.
    „Scorpion Flower“ ist typischer Moonspell-Goth a la “Irreligious”, der mit intelligent eingesetzten und nicht zwanghaft überdosierten weiblichen Backingvocals aufwartet, welche die starke Melodik aufs trefflichste unterstreichen.
    „Moon in Mercury“ muß sich hinter keiner einzigen Blackmetalband weltweit verstecken und verweist mit seiner Energie, abwechslungsreichen Struktur und komplexen Spieltechnik so manch hochgelobten „true scandinavian act“ in seine Schranken.
    „Here is the Twilight“ ist ebensolch ein Goth-Blackmetal-Bastard, der in der Leadguitar stellenweise fast schon ein wenig „Iron Maiden“ on Highspeed zitiert.
    „Dreamless“ erzeugt mit seinen dezenten Keyboardtupfern und dem Runterfahren des Tempos eine mystische Grundstimmung, die das (alp)traumhafte Element des Textes illustriert. Ribeiro thront inmitten dieser Messe wie ein heidnischer Schamane und kann hier natürlich nur allzu gut seinen portugiesischen Akzent als Joker ausspielen.
    „Spring of Rage“ beeindruckt von Beginn an durch seinen ungwöhnlichen Gitarrenklang, der sich wie ein akustisches Gewinde in die Gehörgänge dübelt, ist ansonsten jedoch songwriterisch der vielleicht schwächste Track des Albums.
    Das letzte Lied „First Light“ ist für mich persönlich auch der Höhepunkt von „Night Eternal“.
    Nach relativ unspektakulärem Beginn schwillt der Refrain mit einem erneut vorbildlich eingesetzten Frauenchor zu einem alles verschlingenden hypnotischen Strudel an, driftet für Sekunden mit Ribeiro ins schwarzmetallische, baut ein Hardrocksolo ein und erstirbt am Ende in der eigenen Schönheit.

    Fazit:
    Moonspell haben etwas vollbracht, was seit Jahren nur den wenigsten Bands gelingt. Sie benutzen Gothicelemente nie auch nur in Sichtweite der Kitschgrenze.

    Weniger ist mehr:
    weniger Keyboards, weniger Heavenly Voices, weniger runtergestimmten Gothgesang.

    Ebenso werden die Blackmetalversatzstücke nicht als stupides Gaspedal für den reinen Geschwindigkeitsrausch missbraucht, sondern sorgfältig in die jeweilige Songstruktur eingeflochten.
    Das Ergebnis findet sich in einer im besten Sinne kathedralistischen Atmosphäre, die den aufgeschlossenen Metalfan unterhalten möchte, aber weder unterfordern noch verblöden will (Hallo „Crematory“, got it?).
    Man merkt eben positiv, dass Moonspell von Kindesbeinen an mit der puristischen Melancholie des portugiesischen Fado aufgewachsen sind.
    Das Nutzen des „Fields o.t. Nephilim“-Sounds bildet hierbei eine fruchtbar kontrastierende Gemeinschaft mit den Stakkato- und Wespengitarren.

    Und die Texte?
    Ribeiros Lyrics sind natürlich – wie gewohnt – meilenweit vom doofen „Tormentor of Christian Souls“-Gestammel entfernt und nähern sich eher Carl Mccoy an.
    Der graduierte Philosoph macht en weiteres Mal den großen Schmelztiegel auf und verrührt kryptisch portugiesische und christliche Mythologie mit derbem Aberglauben, Lovecraft’schen Phantasien und Poe’schen Horrorelementen, nur um am Ende zu beweisen, dass alles lediglich der menschlichen Einbildung entspringt.

    Was für ein in dunklen Farben schillernder schwarzmetallischer Monolith!

    Cathedralic Black Metal at it’s Best!

    Das müssen Opeth erst einmal toppen.

  • Vor 16 Jahren

    Wenn du nicht immer so maßlos auf die Kacke hauen würdest, könnte man deine Kritiken tatsächlich lesen.

    Aber egal. Was mich vielmehr interessiert: Geht das musikalisch vielleicht endlich mal wieder Richtung "Wolfheart" oder "Irreligious"?

  • Vor 16 Jahren

    absolut! steht da ja auch deutlich!

  • Vor 16 Jahren

    Ist ja gut. Ich habe nur den Anfang und das Fazit deines Texts gelesen. Mit Song-für-Song-Kritiken konnte ich noch nie was anfangen, deshalb lese ich sie nicht mehr.

  • Vor 16 Jahren

    hier auch ein interessantes interview mit moonspell von der israelischen metalpresse

    http://www.metalisrael.com/?p=526

  • Vor 16 Jahren

    du solltest plattenfirmenpromotexte schreiben, liest sich so! und wozu du den opeth vergleich am ende ziehst, bleibt mir vollkommen verborgen, musikalische überschneidungen opeth : moonspell = 0%.

  • Vor 16 Jahren

    das liest sich vielleicht oberflächlich betrachtet auf den ersten blick so; täuscht jedoch. denn so positiv wird es nur, wenn die durchgeführte und ausführlich dargestellte analyse anlaß zum jubeln bringt.

    bei zb dezperadoz
    (http://forum.laut.de/viewtopic.php?t=58895) oder stefan weidner (http://forum.laut.de/viewtopic.php?t=59349)
    oder
    kettcar (http://forum.laut.de/viewtopic.php?t=59061)
    wirst du das gegenteil finden.

    liegt ja am künstler.

    bzgl opeth war der vergleich natürlich nicht inhaltlich gemeint.
    in der bar haben viele in letzter schon voller vorfreude artikuliert, daß deren bald erscheinendes album wohl die cd des jahres sein müßte und qualitativ ne eigene liga werde.
    mit diesem album der portugiesen kommt hier jedoch auch ein album, was um dem titel mitkämpfen wird, obwohl das nach den letzten regulären alben keiner erwartete.

  • Vor 16 Jahren

    also das neue opeth album ist mit sicherheit nicht das metalalbum des jahres, geschweige den qualitativ in eigener liga. und mit reinen metal releases gibt es allein schon jetzt im mai erheblich bessere alben als moonspell....

  • Vor 16 Jahren

    @videodrone (« und mit reinen metal releases gibt es allein schon jetzt im mai erheblich bessere alben als moonspell.... »):

    zum Beispiel?

  • Vor 16 Jahren

    das würde ich auch gerne erfahren.
    gib mal laut!
    daran hätten ja sicherlich viele hier interesse.
    solch nebulöse andeutungen haben weder beweiskraft noch bringen sie einen hier weiter. du bist doch sonst so konkret.

  • Vor 16 Jahren

    z.b. origin, hate eternal, hail of bullets, septic flesh, leviathan, dark fortress, meshuggah, esoteric....

  • Vor 16 Jahren

    ich persönlich kenne von deiner liste nur die meschuggah und die septic flesh.

    erstere ist natürlich weie immer - technisch unanfechtbar.
    letztere sind mit ihrem perfekten death n klassikansatz ebenso überdurchschnittlich.

    ehrlich gesagt habe ich nicht den eindruck, daß hier einer vor dem anderen die nase vor hat.
    das ist insgesamt die handvoll gelungener scheiben, in die sich moonspell mit seinem aktuellen machwerk locker einreihen kann.

  • Vor 16 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt («
    Das müssen Opeth erst einmal toppen. »):

    Wieso? Ham se doch schon. Hör mal WATERSHED, Horst. Wie Du die allerdings vergleichen kannst, schnalle ich nicht ganz. Der beste Kohlrabi meines Lebens - das muss der Schweinebraten erst mal toppen.

  • Vor 16 Jahren

    watershed ist hier erst morgen raus.
    ansonsten liest du bitte 21.05.2008, 22:25 Uhr, widerborst

  • Vor 16 Jahren

    Bin ich der einzige der findet, dass das Anfangsriff von "Night Eternal" (Lied) seeeehr nach Dimmu Borgirs "Sorgens Kammer" klingt?

  • Vor 7 Jahren

    Nach anfänglicher Skepsis gefällts mir ganz gut. 4/5