laut.de-Kritik

Dasselbe in Pink.

Review von

"Auch wenn euer Nachbar auf eurem Fuß steht, der ist eigentlich ganz nett. Fangt nicht an euch zu schubsen", erklärt Steffen Brückner mit Zylinder und einem erzieherischen Lächeln. "Ihr lieben Menschen", ruft seine Partnerin Sarah Nücken, behangen mit großem, goldenen Vogelschmuck, wiederholt in die Menge. Nein, die beiden sprechen nicht mit einem Kinder-Stuhlkreis, sondern mit einer ausverkauften Konzerthalle in Köln.

Auf ihrer Live-DVD glänzt "das sympathische Duo" Mrs. Greenbird mit Kindergärtner-Charisma, Nücken ist schließlich Sozialpädagogin. Bloß: Um mit ihrem Publikum zu interagieren, hätten sie das nicht nötig. Das Durchschnittsalter dürfte - gemessen am Bildmaterial – um die 30 liegen.

Dennoch strapazieren die beiden eineinhalb Stunden lang Wörter wie "wunderbar", "lieb" und "knuddeln" schlichtweg über. Hinzukommen Seifenblasen und riesige Kartonherzen, die sie zum Schwenken aushändigen.

Ihre Fans haben definitiv Spaß und schnipsen bei jeder Aufforderung vergnügt mit. Vielleicht verhält es sich mit ihrer Präsentation also wie mit Nückens Stimme: entweder man mag sie – oder eben nicht.

Die Live-CD verzichtet auf die einstudierten Redeanteile größtenteils und beginnt stattdessen mit einem Cover von Alex Clares "Too Close", das auf der DVD nicht enthalten ist. Durch Auftritte bei Hochzeiten, Feiern und im Casting entwickelten Mrs. Greenbird, wie sich im Verlauf des Konzerts zeigt, ein System, um Songs zu covern: Sie nehmen jegliches Tempo raus und klatschen ihre Lieblingsakkordfolge drüber, unabhängig davon, ob es sich um die Rolling Stones ("Dead Flowers"), Ramones ("Blitzkrieg Bop") oder Glen Hansard ("Falling Slowly") handelt.

So fügen sich diese übergangslos in den restlichen Singsang des Sets ein, das neben den paar Coverversionen ausschließlich von Liedern aus dem letztjährigen Debüt lebt. Neues, eigenes Material präsentiert das Paar nicht. Dabei hofft man vergeblich - trotz Unterstützung von zwei weiteren Musikern - auf erwähnenswerte Variationen. Nückens Stimme erscheint weniger hell und piepsig, ansonsten klingen die Stücke wie vom Album.

Eine letzte Enttäuschung birgt das "Behind The Scenes"-Kapitel auf der DVD. Es entpuppt sich als dreiminütige Collage von Kabeln, Szenen, die man bereits aus dem Konzertfilm kennt, und kurzen, begeisterten Fan-Einspielern. Ein informativer Blick hinter die Kulissen bleibt aus.

Als Musiker haben sie es nicht leicht, und bevor das Casting-Hoch über ihnen weiterzieht, wollen Mrs. Greenbird vielleicht noch ein paar Euro mitnehmen. Wie hoch das Nervpotenzial der Bespaßung zwischen den Songs ausfällt, mag jeder für sich entscheiden. Aber etwas mehr Liebe und Mühe hätten die Privatfernsehen-Hippies schon für ihre Live-CD/DVD aufwenden können.

Trackliste

  1. 1. Too Close
  2. 2. Come By
  3. 3. Box Of Colors
  4. 4. Long Ride Home
  5. 5. One Little Heart
  6. 6. You're The One That I Want
  7. 7. After All
  8. 8. Expected Weather
  9. 9. Let Go
  10. 10. Tiryakinim
  11. 11. It Will never Rain Roses
  12. 12. Falling Slowly
  13. 13. Shooting Stars & Fairy Tales
  14. 14. Love Makes You Free
  15. 15. Blitzkrieg Bop
  16. 16. Dead Flowers
  17. 17. It's Always You

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Mrs. Greenbird heißt ein Musik-Duo aus Köln. Seit Herbst 2010 machen Steffen Brückner und Sarah Nücken gemeinsam Musik, schon vier Jahre länger sind …

8 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    ""Auch wenn euer Nachbar auf eurem Fuß steht, der ist eigentlich ganz nett. Fangt nicht an euch zu schubsen", erklärt Steffen Brückner mit Zylinder und einem erzieherischen Lächeln. "Ihr lieben Menschen", ruft seine Partnerin Sarah Nücken, behangen mit großem, goldenen Vogelschmuck, wiederholt in die Menge. Nein, die beiden sprechen nicht mit einem Kinder-Stuhlkreis, sondern mit einer ausverkauften Konzerthalle in Köln."
    "Dennoch strapazieren die beiden eineinhalb Stunden lang Wörter wie "wunderbar", "lieb" und "knuddeln" schlichtweg über. Hinzukommen Seifenblasen und riesige Kartonherzen, die sie zum Schwenken aushändigen."

    klingt wie ne jüngere Version von Rosenstolz *kotz*

  • Vor 11 Jahren

    Schön das Cover pink eingefärbt, feddich. Nach einem Studioalbum ein Live-Album rauszubringen, das ist schon ein offensichtlicher Fall von Geldmacherei. Und dann noch so dermaßen lieblos. Für sowas könnte Kubanke mal ne Zerstörerrezension mit einem Stern raushauen. Für so ein Release sollte man sich eigentlich im Voraus entschuldigen.

  • Vor 11 Jahren

    "Zerstörerrezension" finde ich gut :absinth:
    ...hätten sie auch allein schon für die leblose "dead flowers" coverversion verdient.....dabei wurde das stück so herrlich von weltklasse vorbildern wie townes van zandt gecovert....
    http://www.youtube.com/watch?v=NBwC7Qzljso