Strategiewechsel in der Verfolgung von Onlinepiraterie? Ein Gipfeltreffen zwischen deutschen Politik- und Industrie-Vertretern soll neue Sanktionslösungen finden und unbotmäßigen Klageflutwellen Einhalt gebieten.

Berlin (mis) - Gleich zu Beginn des neuen Jahres geht das Tauziehen um den angemessenen Umgang mit Onlinepiraten in eine neue Runde.

Nach einem Bericht des Handelsblatts plant Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, noch im Januar mit Vertretern der sechs größten deutschen Internetanbieter zusammen kommen.

Vorbild Frankreich

Ziel sei die Erörterung verschiedener Modelle, um den Tauschbörsennutzer im gebotenen Falle auf die Illegalität seines Tuns aufmerksam zu machen, zum Beispiel per Warnhinweis des Providers.

Als Vorbild steht hierbei das französische Modell des von Präsident Sarkozy installierten "Download-Kommissars" Denis Olivennes Pate, das dem urheberrechtsverletzenden User nach drei Vergehen den Onlinezugang sperren will.

Warnhinweise vom Provider

Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) mit seinem Vorsitzenden Dieter Gorny ist überzeugt, die Verbreitung von urheberrechtsgeschützten Inhalten durch P2P-Sünder mit einem abgestuften Reaktionsmodell erheblich zu minimieren. Gemäß einer Studie würden sich 70 Prozent der P2P-Nutzer von solchen Warnhinweisen abhalten lassen.

Ob die laut Handelsblatt zum Berliner Treffen geladenen Vertreter der Provider Deutsche Telekom, 1&1 Internet, AOL, Arcor, Freenet und Kabel Deutschland dies genau so sehen, ist indes fraglich.

Provider sind "keine Hilfssheriffs"

Das Blatt zitiert dazu 1&1-Sprecher Andreas Maurer mit den Worten: "Es ist nicht unsere Aufgabe als Hilfssheriff zu ermitteln. Das käme nur der Musikindustrie zugute." Andere zweifeln an der technischen Umsetzung einer unpersonalisierten Warnung über IP-Adressen.

In Frankreich und England ließen sich Vertreter der größten Provider zumindest auf eine freiwillige Selbstverpflichtung ein.

USA: Kein Internet mehr für Musikpiraten

Im Heimatland der Sheriffs hat der Verband der US-Plattenindustrie RIAA seine Abkehr von Massenflutwellen gegen Musikpiraten beschlossen und sich kürzlich ebenfalls mit Provider-Vertretern an einen Tisch gesetzt.

Neben Warnhinweisen und einer Sperre ist dort auch von einer Drosselung der Zugangsgeschwindigkeit die Rede sowie von der Möglichkeit, dem entsprechenden User zukünftig keinen neuen Zugang mehr zu verlegen.

Weiterlesen

17 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Nur leider ist die Idee mit dem Sperren des Internetzugangs bzw sogar der Berechtigung einen zu besitzen nicht haltbar.
    Man stelle sich mal vor, ein vom Internet abhängiger Selbständiger, der zu Hause arbeitet verliert durch so einen Quatsch seinen Internetzugang... der kann sich gleich die Kugel geben

  • Vor 15 Jahren

    und wie genau soll das funktionieren? ich meine, nach 3 warnhinweisen? wer kontrolliert denn, ob mit einer p2p-software gerade songs gezogen werden oder vielleicht nur ein paar urlaubsfotos? die provider ganz sicher nicht. gibts dann anstelle der abmahnungen schriftliche ermahnungen? und auch den download via rapidshare oder anderen one-klick-hostern kann man nicht verbieten bzw. pauschal eine verwarnung "aussprechen", nur wenn man dort dateien zieht.
    und war es nicht eigentlich so, dass die plattenfirmen primär nach leuten suchen, die songs ins netz stellen, als denen, die sie laden?

    und die leute, die hier mit so klugen sätzen kommen, wie: "na dann zieht man halt nicht", denen unterstell ich ganz einfach mal, dass so ziemlich jeder internetuser schon mal irgendetwas urheberrechtlich geschütztes aus dem netz geladen hat.

  • Vor 15 Jahren

    Ich finds süß wie die Plattenindustrie und Politiker/Provider seit Jahren wild mit den Armen fuchteln und ihnen nix gescheites einfällt.

    You can´t stop the Internet - die werden IMMER einen Schritt langsamer sein.

  • Vor 15 Jahren

    Is doch alles Schwachsinn meiner Meinung nach. Wie soll das alles kontrolliert werden? und wie viele Leute laden heutzutage wirklich noch Sachen mit p2p-programmen ala eMule? Also ich kenn zumindest nicht sehr viele. Das is doch schon wieder Schnee von Gestern oder?

  • Vor 15 Jahren

    @Anonymous (« Ich fände es ok wenn der Provider Verwarnungen aussprechen könnte. »):

    Und wie lange bleibst Du bei einem Provider, der Dich ausspioniert und verwarnt hat?
    Eben.

    Und wie soll das mit der Kommunikation zwischen den Providern klappen, damit jeder Provider weiß, welches seiner neu hinzu gewonnenen Schäfchen ein schwarzes ist? Und wer bezahlt diesen Verwaltungsaufwand?

    Zitat (« Technisch ist das durchaus möglich, denn Anwälte bekommen auch die ´Daten raus um einen mit einer frei gewählten Summe zu bestrafen. »):

    Falls Du auf die Abmahnungen anspielst - erstens gibt es grundsätzlich einen Schlüssel, nach dem die Anwaltskosten festgelegt werden; daß kreativere Anwälte kreativere Sätze nehmen - geschenkt. Und zweitens gibt es da immer noch so etwas wie einen Datenschutz. Nur, weil man Anwalt ist, rückt der Provider bestimmt nicht mit vor Entsetzen geweiteten Augen gleich mit den kompletten Daten raus ...

    Gruß
    Skywise

  • Vor 15 Jahren

    Ich freu mich schon auf die nächste Meldung mit der nächsten Staat/Label-Piraten-Idee.