laut.de-Kritik

Ein Kessel Buntes mit sympathischer Power-Frontfrau.

Review von

Bereits 2005, nach ihrer "Verschwende Deine Zeit"-Tournee, beglückten Silbermond ihre Fanschar mit einer üppig ausgestatteten, bestens verkauften Live-DVD. Da scheint es nur logisch, dass die ebenfalls überaus erfolgreich absolvierte "Laut Gedacht"-Tour nun ebenfalls dank eines in Oberhausen absolvierten Konzertes als Mitschnitt fürs Heimkino vorliegt. Für Freunde der Band fraglos ein guter Griff: Die 124 Minuten Konzert-Laufzeit plus Bonusmaterial bieten eine Menge an prima in Szene gesetzter Unterhaltung.

Der Auftritt in der mit rund 8500 Besuchern rappelvollen Oberhausener Arena beginnt mit einer Gegenüberstellung der Band bei ihren letzten Vorbereitungen, und jeweiligen Gegenschnitten in das erwartungsvolle Publikum. Deutlich ist die Nervosität und Unruhe unter Sängerin Stefanie Kloß und ihren Kollegen spürbar: Man klatscht sich ein letztes Mal ab, macht sich auf den Weg zur Bühne, um für die ersten Takte lediglich als Schattenriss hinter einem Vorhang erkennbar zu sein.

Als er fällt, und die Band mit "Das Ende Vom Kreis" einen emotionalen Opener präsentiert, gibt es beim überwiegend jugendlichen Publikum kein Halten mehr. Gitarren-Dampf und Schlagzeug-Tempo dominieren im nachfolgenden "Meer Sein" und reißen die Fans weiter mit - obwohl der Song trotz seiner gekonnten Heavy-Einlagen nicht sonderlich kickt und Stefanies Stimme hier besonders im Refrain öfters mal heftig wackelt.

Der Gute-Laune-Stimmung im Publikum tut das allerdings keinen Abbruch. Steffis Outfit ist gänzlich in Schwarz gehalten - von den Jeans über T-Shirt und Lederjacke bis hin zu den Fingernägeln, die Füße stecken in Turnschuhen. Die Sängerin hat von Beginn an das Heft fest in der Hand und bietet eine überzeugende, souveräne, mitreißende Leistung über den ganzen Abend hinweg. Sie strahlt, versprüht Power und Optimismus, und streichelt in ihren meist schlichten, doch stets dankbar aufgenommen Ansagen gern das Publikum: "Ihr seht grandios aus!"

Die bislang erschienenen zwei Alben der Band bieten genügend Stoff für einen kurzweiligen Konzertabend, der in gut getimten Abständen zusätzlich mit wirkungsvollen Extras aufgelockert wird. Ganz in Stones-Manier führt ein schmaler Gang zu einer direkt im Publikum aufgestellten, kleinen Bühne, auf der die Band dann hautnah im Fan-Meer intim-akustisch zur Klampfe greift - bei Silbermond gibt's natürlich kein "Like A Rolling Stone", sondern das etwas einfacher gestrickte "Kartenhaus".

Die Fans goutieren so viel Nähe natürlich mit Begeisterung - und sorgen nach Steffis Aufforderung "Wir brauchen jetzt alle Feuerzeuge, die ihr uns geben könnt!" für die passende Illumination. Die kleinen Gas-Flammenzungen und Wunderkerzen sind häufig im Einsatz bei der großen Anzahl zurückgenommener Titel und Balladen, die ohnehin den anrührendsten Teil des silbermond'schen Schaffens ausmachen. Zeit für Soli der Bandmitglieder gibt es innerhalb des über zweistündigen Konzerts ebenfalls.

Johannes Stolle legt auf dem Bass ein versiertes, viel beklatschtes Solo hin. Viel Heiterkeit und Mitmachen beim Publikum erzeugt Schlagzeuger Andreas Nowak, wenn er seinen großen Akustikgitarren-Solo-Auftritt "Das Lied Mit Nur Einem Akkord" hinlegt. Später kommt es zum virtuosen Duell zwischen den Gitarristen-Brüdern Johannes und Thomas, bei dem effektvoll zwischen Bass und E-Gitarre die Fetzen fliegen, bis zum später einsetzenden Schlagzeug dann wieder gemeinsames, gegenseitig unterstützendes Jammen angesagt ist.

Ein weiteres eingestreutes Zwischenstück bedeutet die 'Werbeunterbrechung', die die sicher gut gemeinte, aber bereits auf Platte nicht sonderlich geglückte Klingelton- und Medienschelte "Schick Love" einläutet. Doch insgesamt bedienen Silbermond mit ihrem Kessel Buntes aus verschiedensten Versatzstücken von Pop bis Rock ihre Fangemeinde handwerklich absolut überzeugend, niemals überdreht und immer mit sympathischer Ausstrahlung.

Einen guten Griff für die DVD-Umsetzung des Konzerts bedeutet die Verpflichtung des erfahrenen Regisseurs Russel Thomas, der unter anderem Arbeiten mit Coldplay und Robbie Williams in seiner Vita vorzuweisen hat. Die Kameras sind stets hautnah am Geschehen, und beim Schnitt erwartet den Fan erfreulicherweise keines der üblichen, betäubenden VIVA/MTV-Bildstakkatos. Stimmung ist dem Regisseur wichtiger als vordergründige Blickwinkel-Hektik.

Weitere Abwechslung bringt der nie überstrapazierte Einsatz von Stilmitteln wie Schwarz-Weiß-Inszenierungen zu einzelnen Songs. Die beiliegende Bonus-DVD enthält über eine Stunde Zusatzmaterial, wie die kompletten Videos zu den Titeln "Unendlich", "Meer Sein", "Das Beste" sowie "Das Ende Vom Kreis". Informativ-unterhaltsam zeigen sich die beiden Dokumentationen "Das Beste Aus 2006" und "Hinter Den Kulissen".

Besonderes Schmankerl: Die Einspielungen in "Vom Dachboden Geholt", die allererste Mitschnitte von Silbermond-Auftritten um die Jahre 1999/2000 präsentiert. Schmunzeln ist hier garantiert und die Bestätigung einer uralten Erkenntnis: Auch Pop-Helden fallen nicht einfach so vom Himmel. Außer, sie werden in den üblichen Casting-Shows geklont, doch diesen Weg brauchten Silbermond glücklicherweise nicht gehen - dafür besitzt die Band genügend eigenes Potenzial, wie "Laut Gedacht Live" nachdrücklich unterstreicht.

Trackliste

DVD1: Live

  1. 1. Das Ende Vom Kreis
  2. 2. Meer Sein
  3. 3. A Stückl Heile Welt
  4. 4. In Zeiten Wie Diesen
  5. 5. Lebenszeichen
  6. 6. Durch Die Nacht
  7. 7. Kartenhaus
  8. 8. Nein Danke
  9. 9. Bass Solo
  10. 10. Zeit Für Optimisten
  11. 11. Schick Love
  12. 12. Das Lied Mit Nur Einem Akkord
  13. 13. Verschwende Deine Zeit
  14. 14. Symphonie
  15. 15. Wissen Was Wird
  16. 16. Unendlich
  17. 17. Bruderduell
  18. 18. Wenn Die Anderen
  19. 19. Das Beste
  20. 20. Ich Wünsch Dir Was

DVD2

  1. 1. Bonusmaterial
  2. 2. Das Beste Aus 2006 (Dokumentation)
  3. 3. Hinter Den Kulissen (Dokumentation)
  4. 4. Vom Dachboden geholt (Dokumentation)
  5. 5. Unendlich (Video)
  6. 6. Meer Sein (Video)
  7. 7. Das Beste (Video)
  8. 8. Das Ende Vom Kreis (Video)

Videos

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1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    2 alben und 2 dazu passende live-dvds.... ist das irgndwie krank oder einfach nur sinnlose geldmaschinerie?!
    Ich find die idee, nach einem debüt-album schon ne live-dvd aufm markt zu schmeißen schon total affig, aber wenn sie meinen - von mir aus. aber jetzt schon wieder.....strange.